Das Abegg-Huus auf dem Weg

Bei der Suche nach den ersten Dokumenten in meiner elektronischen Ablage werde ich im Jahr 2008 fündig: Schon vor meiner Übernahme des Präsidiums sprach man davon, dass das alte Abegg-Huus den neusten Anforderungen an ein modernes Pflegeheim nicht mehr entspricht, und man diskutierte die Möglichkeiten eines Neubaus.

Knapp 10 Jahre später konnte der Stiftungsrat die Baustelle des Neubaus im Spickel Alte Landstrasse / Nidelbadstrasse zum ersten Mal besichtigen. Welch emotionaler Moment für mich, nach all den Jahren der Planung! Wie viele Diskussionen hatten wir darüber geführt, argumentiert, Meinungen dargelegt, uns auseinandergesetzt, an Vorlagen und Konzepten gearbeitet und Überzeugungsarbeit geleistet, bis es endlich soweit kommen konnte: Der Neubau des Abegg-Huus wird Tatsache, und seiner Eröffnung im nächsten September steht - ich berühre beim Schreiben instinktiv die hölzerne Tischplatte - nichts mehr im Weg!

 

Vieles ist schon getan, der Bau wird von höchst professionellen Partnerorganisationen betreut und begleitet: Wie glücklich wir doch sein können, dass wir mit den Leuten des Architektenteams von Chebbi, Thomet, Bucher, den Generalplanern und dem Bauleiter von Rapp Architekten sowie unserem Bauherrenberater von ProjektBeweger Baupartner gewinnen konnten, die derart hoch professionell arbeiten und uns mit so viel Fachverstand und Effizienz begleiten. Wie ich immer wieder höre mitnichten eine Selbstverständlichkeit bei derart grossen Projekten. Bei uns scheint - wieder der Griff zur Tischplatte - einfach alles zu stimmen: Man begegnet sich mit Respekt, trägt Meinungsverschiedenheiten anständig und sachlich aus und denkt immer im Sinne der Sache, anstatt sich in Partikularinteressen und Grabenkämpfen zu verlieren. Dass so viele unterschiedlichste Menschen und Branchen so gut an einem Strick ziehen können, erstaunt und motiviert mich immer wieder auf's Neue. (Auch wenn ich ZU gerne meinen Kopf durchgesetzt hätte bei der Anordnung der Büroarbeitsplätze... ;-) )

 

Viel Arbeit muss aber noch getan werden, und manchmal scheint sich die Summe aller Dinge, die noch der Erledigung harren, beinahe ins Unendliche aufzutürmen, und meine Diskussionen mit unserer neuen Geschäftsleiterin Kathrin Rauchenstein - schon wieder der instinktive Griff zum Holz - drehen sich im Kreis: Welche Konzepte müssen noch erarbeitet werden? Wissen wir denn schon, wie wir im neuen Gebäude das Essen auf die Stockwerke verteilen, ohne allzu viele personelle Ressourcen dafür zu benötigen? Wer verfasst neben aller anderen täglich zu erledigenden Arbeit die vielen noch ausstehenden Konzepte? Müssen Versicherungen angepasst werden? Eigentlich müssten wir ja bereits schon wieder mit dem Umzugsprojekt starten. Aber zuerst kommt ja noch die dringend benötigte Informationsmappe für Interessenten, die aber noch kaum aufgegleist ist. Dazu gehört die neue Tarifliste, die noch nicht steht. Und das neue Logo ist ja auch erst in Entwicklung... Und während wir noch diskutieren und uns die Köpfe rauchen bemerken wir, dass es bereits schon Zeit ist für unser Bewerbungsgespräch mit der Bewerberin für das Amt der Pflegedienstleitung, die die Nachfolge der jetzigen PDL übernehmen soll...

 

Während im Bauprojekt und in unserer Führungsarbeit doch einiges an Hektik herrscht, muss aber unser wichtigstes Ziel dennoch sein, auch während dieser Phase unsere Bewohnerinnen und Bewohner so ruhig und liebevoll, wie sie sich das gewöhnt sind, zu betreuen. Dank der Professionalität und der hervorragenden Grundhaltung unserer Mitarbeitenden gelingt das aber jeden Tag wieder aufs Neue. Einer meiner grössten Wünsche ist es demnach, dass auch das neue Haus - trotz sicherlich noch zu steigernden Qualität und Professionalität - die familiäre Atmosphäre nicht verliert, die das "alte" Abegg Huus immer ausgestrahlt hat.  

 

Vieles wird auch im neuen Haus unverändert bleiben: Die Sorgfalt, mit der wir unserer täglichen Arbeit nachgehen, die empathische und professionelle Art, mit denen wir unseren Bewohnenden begegnen, die hervorragende Servicequalität und auch die kreative, hochstehende Gastronomie unseres Küchenpersonals. Und dennoch wartet auch einiges Neue auf uns, das uns anfangs noch spanisch vorkommen wird: Abläufe müssen neu definiert, Zuständigkeiten und Kompetenzen neu verhandelt werden. Neue Gerätschaften werden uns allen einiges abverlangen, und ich bin überzeugt, dass es auch in einem Jahr noch viele rauchende Köpfe, Auseinandersetzungen und Fragezeichen geben wird. Aber sogar darauf freue ich mich: Die Diskussionen im Stiftungsrat sind zwar manchmal heftig, aber stets zielführend und sachlich, und auch zwischen mir und Kathrin Rauchenstein herrscht ein Klima des gegenseitigen Respekts und der Loyalität. Und wenn ich nun schon wieder unbewusst mein hölzernes Pult berühre (eigentlich bin ich ja nicht mal abergläubisch), und mir die vergangenen Jahre meines Berufslebens Revue passieren lasse, fällt mir auf, dass ich immer wieder das Glück hatte, in meiner privaten und beruflichen Laufbahn an Menschen zu geraten, die meine Ansichten in Bezug auf Ehrlichkeit, Loyalität, Entscheidungsfreudigkeit und mutiges Handeln teilten. Die beste Motivation, die es für mich geben kann!

 

 

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