Schuhe? FlipFlops! Sommerferien, keine Sitzungen, also partout auch keine geschlossenen Schuhe. Der Sommer - meiner Ansicht nach viel zu kurz in unseren Breitengraden - hält sein alljährliches kurzes Gastspiel und meine Stimmung könnte nicht besser sein. Bloss - da ist doch bereits wieder diese leichte Melancholie, weil die Tage viel zu schnell vergehen, der Blick auf den Kalender uns sagt, dass der längste Tag des Jahres bereits schon einen Monat hinter uns liegt, und sogar mittlerweile schon eine Woche Schulferien verstrichen ist. Halt! Ich hatte doch noch kaum Zeit, mich an den Gedanken zu gewöhnen, dass mein heiss ersehnter Gefährte endlich eingetroffen ist! Kaum gewonnen, schon zerronnen.
Derweil die Hauskatze im Halbkoma im Gartencheminée sitzt (langes Fell!), weil sie dort sozusagen Klimaanlagen-luftgekühlt wird (sie sitzt auf dem Grill und geniesst so den Vorteil kompletter 360° Luftzirkulation), und die Leute um mich herum schon alle über die Hitze stöhnen (Die Nächte zu warm, die Tage auch, man müsste mehr Ferien haben), laufe ich zu meiner Höchstform auf und strotze vor Kraft und Tatendrang. Morgens ran an den Computer (ab Mittag wird's unter dem Dach sogar für meine Verhältnisse etwas warm), die Arbeit noch speditiver als sonst erledigt, damit der Nachmittag dann am lauen Schattenplätzchen vergoogelt oder verlesen werden kann. Ach, was könnte schöner sein als in Frieden und trauter Einsamkeit unter dem Sonnendach per Social Media alle meine Freunde und Bekannten zu stalken, die irgendwo in der Ferne an überfüllten Stränden liegen und sich mit dem Lärm schreiender Kinder herumplagen müssen. Einmal mehr schwelge ich im Eigenlob, dass ich so diszipliniert war durchzusetzen, diesen Sommer nicht in den Süden oder in irgendwelche exotischen Ferienparadise zu fliegen. Die Schweiz ist doch herrlich im Sommer! Weshalb denn in die Ferne schweifen, wo das Gute so nahe liegt? Ausserdem bin ich ja dieses Jahr an der Reihe, die 1. August-Ansprache in der Rüschliker Seebadi zu halten. Deshalb geht's "nur" gerade im August für eine Woche nach Irland. Irland, die grüne Insel, die ich schon so lange mal sehen wollte. Immer, wenn ich daran denke, beschleicht mich zwar dieses flaue Gefühl, das Grün der Insel könnte allzu wörtlich gemeint sein und die Wettergötter beschliessen, uns mit typischem irischen Dauerregen zu segnen. Beinahe jeder, dem ich erzähle, wohin ich im August fliege, setzt nämlich sogleich dieses leicht hämische Grinsen auf: Aha. Irland. Pack dir warme Sachen und die Öljacke ein. ÖLJACKE? Grosser Gott, die meinen das tatsächlich ernst mit dem Regen. Ich vermeide es tunlichst, Google nach dem derzeitigen Wetter in Irland zu fragen. Aber mein Mann, sorglos und unverfroren, wie er halt ist, klärt mich auch ungefragt darüber auf: 17 Grad, Nieselregen. WAS? Aber nicht mit mir. Nie und nimmer verlasse ich mein 30-grädiges Sommerrefugium unter dem Sonnenstoren und tausche es gegen typisch schweizerisch-irischen Doppelnieselregen ein. Mein Mann, ewiger - und manchmal schwer erträglicher - Optimist, verspricht mir, dass es oft auf der grünen Insel sogar schöner ist als in unseren Breitengraden. Und mit ein bischen Glück ist das auch diesen Sommer der Fall. Ich will aber kein Glück, ich will Sommer. Anhaltend. Jetzt gleich. Und möglichst lang. Man stelle sich mal eine einwöchige Hausboottour mit zwei 13-jährigen Girls im Nieselregen vor. UND OHNE WLAN!!!! Nicht auszudenken, die blanke Katastrophe. "Mami, gibt's auf dem Shannon ein WLAN? Wie schnell ist es?" Kann man damit Filme runterladen?" Ich gebe zu, dass meine Antwort in dieser Sache eher schwammig war. "Hm, ja, mal schauen, was wir hinkriegen". Man stelle sich vor, wie die Reaktion sonst ausgefallen wäre. Die Tochter und deren Freundin wären vermutlich sonst nur unter Androhung einer lebenslänglichen Hausarrest-Strafe ins Flugzeug zu befördern gewesen... Notlügen seien in derKindererziehung schiesslich ab und zu erlaubt: aussergewöhnliche Umstände erfordern aussergewöhnliche Lösungen.
Der laue, verfaulenzte Sommerabend mit dem wunderbaren Grillgut (leicht verkohlt, die Pflanzen müssen während dem Grillen noch gegossen werden, der Mann ist überzeugt davon, einer der wenigen multitasking-fähigen Ehemänner zu sein) wird mit Schweizer Fernsehen abgeschlosen: Es ist 10 vor 10, und wir blicken wie immer hinter die Kulissen. Die Beiträge sind zum Gähnen, es herrscht Sommerloch. Die aufregendsten News bringt der Wetterreport: Schwere Stürme werden erwartet, alles anbinden, was nicht niet- und nagelfest ist. Und danach, jetzt kommts - ein Kälteeinbruch. Das töchterliche Reitlager der nächsten Woche dürfte ziemlich ins Wasser fallen, aber Gottseidank ist sie im Reitlager, da ist das Kind wenigstens beschäftigt, man stelle sich vor, was die mindestens morgens arbeitende und nachnmittags googlestalkende Frau sonst in Sachen Beschäftigungsprogramm zu bieten gehabt hätte. WLAN! funktionierend und schnell! Reicht sogar zum Filme Runterladen! Also: Der Sommer macht Pause, meine Melancholie verdichtet sich. Und die 1. Augustrede? hoffentlich im Zwischenhoch! Und wie war das doch nochmal mit dem Wetter in Irland? Manchmal ist es besser als hier, manchmal schlechter. Jetzt bin ich zwar verwirrt und weiss nicht genau, worauf ich hoffen soll: Auf Hitze hier? Aber wann dreht es wieder? Dann, wenn Dublin ruft? Oder schon vorher? Und dann ist da noch die Sache mit dem WLAN auf dem Shannon: Ich glaube, ich nutze die Gunst der Nieselregenstunde und fahre zum Swisscom-Shop, um mein Handyabo auf unbeschränktes Roaming upzugraden. Better safe than sorry :-) ! Summertime - Don't you just love it!
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